21. Dezember

ENGELSCHÜLERIN LUISE

Wie in jedem Team gibt es auch bei uns im Engerl-Team Engelschülerinnen und Engelschüler, mit denen man sich eben weniger gut versteht.

Luise ist so eine Engelschülerin. Sie hat auch kaum Freunde. Luise ist eine richtige Zicke. Immer meckert sie an allem und jedem herum. Immer weiß sie alles besser. Sie ist eine richtige Spaßbremse.

Ich habe euch doch schon erzählt, dass selbst meinem gutmütigen Freund Franzi bei ihr der Geduldsfaden reißt. Einmal wurden die beiden im Team zusammengelost und mussten Lebkuchenhäuschen bauen. Wir alle waren schon längst fertig und die beiden hatten noch nicht einmal die Teile zusammengeklebt. Der Zuckerguss war zu flüssig und klebte nicht. Selbst Oberengel Paulinas gut gemeinten Rat ignorierte Luise. Letztendlich hatten Conny und ich Mitleid mit Franzi und haben den beiden geholfen. Doch nicht einmal dann kann sich Luise bedanken. Sie schimpfte nur: „Hättest du auf mich gehört, dann hätten wir es auch allein geschafft!“ Wie kann man nur so undankbar sein? Kein Wunder, dass niemand etwas mit Luise unternehmen und mit ihr arbeiten will.

Ja, sie ist eine gute Schülerin. Sie ist gewissenhaft, strebsam und ordentlich. Doch ich denke, sie will sich einfach in den Vordergrund drängen. Vielleicht hat Oberengel Gabriel aber recht, vielleicht will sie einfach nur dazugehören?

Oberengel Gabriel versucht uns immer wieder beizubringen, dass in jedem von uns ein Talent schlummert, das wichtig ist für die Gemeinschaft. Ich versuche gerade dieses Talent, bei Luise zu entdecken.

Halt, da fällt mir eine Geschichte ein, die ich beinahe schon vergessen hatte, vermutlich auch, weil sie uns peinlich war. Einmal hatte es Franzi und mich beim Herumtollen mit Winnie ziemlich weit in Richtung der Donnerwolken geschleudert. Es wurde schon Abend und bestimmt könnt ihr euch vorstellen, wie gespenstisch es in der Dämmerung bei den grollenden Wolken aussieht. Wir hatten komplett die Orientierung verloren und auch Winnie konnte uns nicht mehr helfen. Vom Herumtollen war er so K.o., dass er keine Puste mehr hatte, uns nach Hause zu bringen. Aber er wollte Hilfe holen. Plötzlich kam uns ein Licht entgegen. Es war Luise mit ihrer Sternen-Taschenlampe. Sie hatte zufällig mitbekommen, als Winnie Florian unsere Lage schilderte. Und sie war die Einzige, die keine Angst hatte und sich allein auf den Weg zu den Donnerwolken machte. Wir waren ihr so dankbar und flehten sie an, niemandem von unserem Abenteuer zu erzählen. Das tat sie auch nicht.

Also hat Luise tatsächlich auch ihre guten Seiten. Nur nervt sie uns täglich so sehr mit ihrer Besserwisserei, dass wir das immer wieder vergessen. Aber ich werde mich bemühen und in Zukunft netter zu ihr sein. Vielleicht ändert sie sich dann ja auch ein bisschen.

Bis morgen,

Euer Fabian

Illustration: Oskar Pointecker 

Text: Sabine Aigner