23. Dezember
WINNIE, DIE WINDBÖE
Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Morgen ist Weihnachten. Nur noch zwei Geschichten von mir, dann kommt das Christkind.
Die letzten Wochen habe ich euch schon so viele unserer Oberengel und meiner Engelschüler-Freunde und Freundinnen vorgestellt. Daher möchte ich diese Geschichte einem ganz besonderen Freund widmen: Winnie, die kleine Windböe, mit der Florian, Franzi und ich so gerne unsere Zeit verbringen. Winnie wirbelt stets gut gelaunt mit uns durch die himmlischen Gänge.
Ab und zu ist Winnie noch etwas ungestüm und hat sein Temperament nicht unter Kontrolle. Einmal ist er aus Angst vor Oberengel Gabriel durch die offene Tür der himmlischen Schreibstube geschlüpft, um sich zu verstecken. Aber Oberengel Maria hat ihn dabei erwischt und Winnie hat sich so erschrocken, dass er die ganzen Wunschbriefe durcheinandergewirbelt hat. Ein Chaos war das, wie ihr euch vorstellen könnt! Seither macht Winnie einen großen Bogen um Oberengel Maria und das himmlische Postamt.
Winnie ist aber wirklich ein ganz wichtiger Teil unserer großen himmlischen Gemeinschaft. Ohne ihn und seine Eltern würde die himmlische Wäscherei speziell in der Adventzeit nicht funktionieren. Tagtäglich sorgen sie nämlich dafür, dass die Engelskleider in Windeseile trocken sind. Das stundenlange Pusten ist allerdings so anstrengend, dass Winnie zwischendurch immer wieder ein Nickerchen machen muss, um sich zu erholen und neue Kraft zu tanken. Vielleicht habt ihr euch schon gewundert, dass die Adventzeit eher windstill ist. Das kommt eben davon, dass Familie Windböe keine Zeit für Ausflüge auf die Erde hat, weil sie im Himmel gebraucht wird.
Aber auch im restlichen Jahr hat Winnie genug zu tun. Wie ich euch schon erzählt habe, ist er der beste Naturfön überhaupt und pustet voller Begeisterung unser lockiges Engelshaar trocken. Am liebsten spielen wir aber draußen mit ihm und lassen uns von ihm in die Luft wirbeln, um dann mit einem Salto immer und immer wieder in den Wolken zu landen. Das ist einfach genial!
Wenn ein Freund von mir traurig ist, dann bin ich auch traurig. Einmal stand Winnie so traurig am großen Fenster der himmlischen Backstube. Er schaute uns zu, wie wir Sterne, Glocken, Engel, Tannenbäume und Schlitten ausstachen. Ich fragte ihn, was denn los sei. Er seufzte und sagte leise: „Alles dreht sich nur um die Sterne. Sie werden poliert, damit sie funkeln und strahlen. Die Menschen bewundern sie und dann haben sie auch noch ihre eigenen Kekse. Um uns kümmert sich niemand.“ Ich nickte. Es stimmt. Habt ihr euch schon einmal überlegt, Wolken zu backen? Ich glaub nicht. Also habe ich mir ein eigenes Keksrezept ausgedacht für Winnie-Wölkchen. Die backen Conny und ich jetzt jede Weihnachtszeit und natürlich bekommt unser Freund Winnie einen riesigen Teller davon. Ihr könnt euch denken, wie er strahlt und uns als Dankeschön heftig durch die Luft wirbelt!
Bis morgen,
Euer Fabian
Illustration: Oskar Pointecker
Text: Sabine Aigner
